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Tsundoku

Das Phänomen ist mir unter der Abkürzung SuB tatsächlich bekannt. Das Problem, oder besser die Herausforderung, beginnt im Normalfall bereits damit, dass man MIT Portemonnaie die Buchhandlung betreten hat. Da die große Auswahl an Büchern, die man gerne lesen möchte, riesig ist, kauft man sich gleich mehrere auf einmal. Da es selten eine Option ist, das Geld zu Hause zu lassen, braucht es einen Plan B den SuB „abzubauen“. Abbauen finde ich in diesem Zusammenhang eher nicht so passend, also muss eine Lese-Lösung her.

Tatsächlich würde ich einen Stapel mit den ungelesenen Büchern bauen. Im ganzen Haus die noch zu lesenden Exemplare zusammensuchen und auftürmen. Dafür gibt es tolle Regale, man kann die Romane aber auch ganz simpel an der Wand hochstapeln. Das sieht sehr schön aus, vor allem, wenn man den Stapel noch ein bisschen dekoriert; mit LED-Lichtern zum Beispiel.

Ich rate dazu, die Bücher nach Leselust-Grad durchzunummerieren. Ganz oben auf dem Stapel landet die Nummer Eins, die als nächstes gelesen werden möchte. Spätere Hinzukömmlinge (das Portmonaie war ja wieder dabei) werden da einsortiert, wo man glaubt, dass der Leselust-Grad liegt.

Der nächste Schritt ist, das Buch immer bei sich zu führen. Es gibt unzählige Momente, wo wir das Buch zücken können, um darin zu schmökern. Die Lesezeit summiert sich dabei: 5 Minuten beim Zahnarzt im Wartezimmer; 3 Minuten im Auto, wenn das Kind mal wieder in der Schule nach der letzten Stunde trödelt; während das Essen vor sich hin brutzelt (Achtung: Bitte nichts anbrennen lassen! Manchmal ist der Versinkungsgrad beim Lesen so tief, dass dies im Bereich des Möglichen liegt); an der Kasse im Supermarkt; auf der Toilette …

Die Situationen, in denen man die Zeit hat zu lesen, gibt es häufiger, als man denken mag. Wenn das Buch dann zu Hause liegt, naja, dann kann der SuB auch nicht schrumpfen.

Wie man am vorherigen Punkt sieht, rate ich zu kleinschrittigem Lesen. Zwischendurch einmal eine halbe Stunde auf dem Sofa oder im Bett vor dem Schlafen gehen das Buch vor die Nase halten, geht natürlich immer.

Aus Erfahrung kann ich sagen: Je höher der SuB, umso schwieriger wird es, mit dem Lesen zu beginnen. Bei nur kleinen Leseeinheiten fällt es leichter, mit dem Buch zu starten und der Geschichte zu versinken. Auch wenn es manchmal nur für wenige Minuten ist. Diese Minuten sind es, die uns in fremde Welten entführen, zum Nachdenken anregen und Träume schenken. Diese Zeit reicht, um uns zu entspannen und die Vorfreude steigt auf die nächsten Seiten, die darauf warten, gelesen zu werden.

Es soll Menschen geben, die bereits bei der Betrachtung des SuB Glück verspüren. Ich persönlich eröffne lieber einen neuen Stapel: den SgB - den Stapel gelesener Bücher.

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